Tina hat letzte Woche bei Tichiro . knits and cats die neue Kollektion der knitty vorgestellt. Knitty ist ein amerikanisches, vierteljährlich online erscheinendes Strick-Magazin mit vielen Anleitungen und Themen. Ich hab mir natürlich gleich die Frühlingskollektion angeschaut, fand sie wie etliche andere auch, reichlich abturnend, aber dann sah ich die Werbung für die Webseite www.double-knitting.com eingeblendet. Dort fand ich heraus, daß es sich um die Seite zu dem Buch Extreme Double-Knitting: New Adventures in Reversible Colorwork handelt. Der Autor mit dem wunderschönen Namen Alasdair Post-Quinn ist ein Meister des Doppelstrickens und seine Anleitungen sind, wenn nicht im Buch dann auf ravelry.com zu finden. Wer sich in diesen Karten-Schal verguckt, kann entweder nur die Anleitung als PDF, als Buch oder als Komplett-Paket (PDF-Download, Buch, Wolle und ein Kartenspiel) erwerben. Hut ab vor diesem fröhlichen Geschäftssinn.
Das „Produkt-Photo„ zum Schal Parallax Version 0.5 ist wieder ein Beweis für die enge Verbindung zwischen bildender Kunst und Strick-Kunst.
Bevor ich zu weit abschweife, noch ein Link zu Alasdairs Photo-Stream bei Flickr. Jetzt aber zurück zur knitty.
In den Kommentaren zu Tinas Knitty-Vorstellung wurde desöfteren auf die eigenartigen historischen Kindersocken hingewiesen, Waltraudt schreibt da zum Beispiel: „Cool find ich die Kindersocken von anno duzimal. Manchmal haben Kleinkinder dicke Füßchen und normale Strümpfe bilden Furchen in die zarten Fußhäutchen wie bei älteren Personen die Gummiränder. So als Haussocke sind die dann sicherlich praktisch.„ Also habe ich mir die historischen Socken angeschaut und den ganzen Artikel auch durchgelesen. Und dabei bemerkte ich, daß der Autor und „Übersetzer„ dieses Beitrags ein gewisser Franklin Habit war, den ich schon bei Alasdair Post-Quinn zitiert fand.
Ich folgte dem Link zu Franklin Habits Seite und war entzückt. Franklin ist wohl einer der prominentesten amerikanischen Stricker, „the cutest knitter on earth„ zu sein wird ihm auch attestiert. In seinem Blog The Panopticon schreibt er vergnügt und humorvoll über Stricken, über das imaginäre Schaf Dolly, das er ebenso wie Harry Bollasockyarn (wer immer das auch wieder ist) auch heftig twittern läßt, über die schlechten Erfahrungen mit Woll-Läden (es werden weniger, Erfahrungen jedenfalls) und das Eine und das Andere, was ihm so unter die Tasten kommt. Er strickt seit seiner College-Zeit und ist seit dem Strick-Hype endlich glücklich, hat seine Berufung gefunden.
Das ist gut für die Leserinnen und Leser. Für die Stricker und Strickerinnen. Es ist eine Freude, im Blog herumzustöbern, so zum Beispiel wenn er alte englische Strickhefte ausgräbt, ach ich könnte hier viel vorstellen. Ich amüsiere mich königlich über seine Texte, die kurzen politisch-sicherlich-inkorrekten Anmerkungen, das muß jeder selbst lesen.
Mir fällt dabei auf, mit welcher Selbstverständlichkeit Männer stricken, jedenfalls in USA. Und auch mit welcher Raffinesse, welcher Technik. Bei uns in Zentral-Europa (ich behaupte das mal) ist das Stricken ja doch noch eine recht weibliche Angelegenheit. Wer kennt strickende Männer? Ich meine jetzt nicht die Guerilla-Knitters, die mit extra-dicken Nadeln extra dickes Garn um wehrlose Bäume schlingen.
Ganz zaghafte strickende Männer findet man schon, siehe maleknitting.de, aber die stricken noch in einer anderen Liga. Sowas wie einen MFKR (Men‘s Fall Knitting Retreat, also „Herbst-StrickendeMänner-Klausur„) gibts bei uns wohl noch nicht. Ich lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen.
So jetzt ist Schluß. Seit Stunden stöbere ich rum, lese mich fest, lache mich scheckig, pflege meinen Strick-Arm, schaue zum Fenster hinaus in den Schnee. Nur ein paar unverzagte Katerspuren vom und zum Haus sind zu sehen, niemand traut sich vor die Tür, es stürmt und schneit und stürmt. Im März! Deshalb noch zum Schluß zwei Männer im ostvorpommerschen Schnee und gut ist für heute.
Eins aber doch noch: Franklin Habit hat ein wunderbares Buch geschrieben und gezeichnet:
It itches! Es kratzt!